Ich hatte viel Sympathie für den Vorgänger, Shadow of Mordor. Das Nemesis System war erfrischend neu und hatte überraschend viel Tiefe. Die ganzen dynamischen Geschichten die dadurch erzählt wurden waren spannend, und man hat richtigen Hass auf Orcs entwickelt die einen immer wieder töteten oder immer wiederbelebt wurden und dir das Leben in manchen Situationen zur Hölle gemacht haben. Und der Rest des Spieles war auch ganz Solide.
Ich bin an dieses Spiel rangegangen und habe mich eigentlich darauf gefreut, weil wiegesagt, mich der Vorgänger eigentlich gut unterhalten hat. Aber ich musste ziemlich schnell feststellen dass ich irgendwie.. Langeweile hatte, und diese Langeweile ging auch nach dem zähen Einstieg nicht weg.
Vorweg sollte ich sagen dass ich nicht der größte Herr der Ringe Fan bin. Ich mag es, aber ich flippe nicht völlig aus wenn ich Kankra oder einen Nazgûl sehe.
Somit ist das Abgehakt, also komme ich mal zur Geschichte. Ich weiß nicht wann ich das letzte Mal so angeödet von einer Geschichte war. Die Charaktere, vor allem unser Protagonist Talion, sind so ermüdend und uninteressant, dass es mir nicht egaler sein könnte was mit ihnen passiert. Talions ständiges, monotones Gebrabbel über das Niederstrecken von Saurons Armee nerven mich, er ist einfach das perfekte Abziehbild für einen Charakter der oberflächlicher nicht hätte sein können, und sein Geister-Freund Celebrimbor ist nicht anders. „Das wichtigste Ziel ist es Sauron zu besiegen, um jeden Preis.“, das war zwar kein richtiges Zitat, aber so sehen circa alle Gespräche von den beiden aus. Die anderen Charaktere kommen so wenig vor, oder sind auch so eintönig, dass sie mich einfach nur seufzen lassen.
Also die Geschichte sagt mir nicht zu, aber was ist denn mit dem Kampfsystem? Kurz gesagt, es ist gut, aber es gefällt mir trotzdem nicht mehr.
So wie schon sein Vorgänger hat Shadow of War ein Arkham-Style Kampfsystem, das heißt Kombos aufrecht erhalten, manisch zwischen Gegner hin und her springen und per Knopfdruck parieren.
Talion hat neue Fähigkeiten in seinen Repertoire um Orcs niederzustrecken, und es fühlt sich auch befriedigend an wenn er auf brutalste Weise einen Orc in zwei teilt, aber irgendwie fängt mich das alles nicht mehr.
Im Großen und Ganzen ist dieses Kampfsystem ein Test der Reflexe, nichts weiter. Es ist kaum Taktik gefragt und wenn ich 10 Minuten gegen gefühlt hunderte Orcs kämpfe und mich ständig ein Häuptlings-Orc mit seinen Einstiegsmonolog langweilt, verliere ich einfach sehr schnell die Lust den Kampf überhaupt zu Ende zu bringen.
Ich bin einfach aus diesem Kampfsystem rausgewachsen, es hat mir ja früher gut gefallen. Ich mochte ja den Vorgänger und habe jedes Batman Arkham spiel sehr enthusiastisch gespielt, aber irgendwie ist die Faszination für mich verloren gegangen.
„Aber das Nemesis System muss dir doch gefallen, das war doch immer der Verkaufsgrund dieser Spiele!“ höre ich euch sagen. Und ja, das Nemesis System ist wieder sehr gut und ist auch ehrlich gesagt der einzige Grund warum ich dieses Spiel überhaupt durchgespielt habe.
Es sind wieder die Geschichten die durch dieses System erzählt werden die interessant sind. Mich hat im aller ersten Gebiet immer ein Orc getötet, und ich habe diesen kleinen Wurm gehasst. Er kam immer zum ungünstigsten Zeitpunkt und hat mir in den Rücken gestochen, doch dann etwas später im Spiel bin ich ihm nochmal begegnet und konnte ihn endlich übertrumpfen. Doch statt ihn in meine Armee aufzunehmen habe ich ihn immer weiter beschämt weil er mich so aufgeregt hat, und irgendwann wurde er verrückt und sagte nicht weiter als „THARK! STIRB!“. Dann habe ich ihn letztendlich in meine Armee aufgenommen, und er war mein treuster Begleiter obwohl er nichts anderes mehr sagte außer dass er mich umbringen wolle.
Diese Geschichten die man mit seinen Freunden teilt, die auch bei jeden unterschiedlich sind, sind die Crème de la Crème dieses Spieles.
Mir kommt es einfach so vor als wurde ein sehr mittelmäßiges Spiel um ein großartiges System herum gebaut. Solange nicht diese einzigartigen Nemesis Momente passieren ist das Spiel für mich einfach zum Einschlafen. Die Geschichte ist nicht erwähnenswert und das Kampfsystem sagt mir nicht mehr zu, also was bleibt denn da noch?
Die Gebiete? Die Gebiete durch die man durchrennt weil sie einfach nur da sind um die Spielzeit zur erhöhen weil sie absolut uninteressant sind? Oder die Sammelobjekte, die in diesen öden Gebieten „versteckt“ sind, die eine absolut uninteressante Nebengeschichte über Kankra erzählen? Nein danke.
Ich kann gut verstehen warum viele dieses Spiel mögen, mir würde es wahrscheinlich auch sehr viel besser gefallen wenn mir das Kampfsystem noch gefallen würde, aber ich bin mittlerweile einfach anderes gewöhnt. Ich habe nicht gedacht dass ich schon nach den zweiten Teil Ermüdungserscheinungen habe, aber ich denke ich werde den nächsten Teil, falls einer kommt, einfach nicht mehr anfassen.
Schade, aber mir kann ja nicht alles gefallen.
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